Fazit:
Die Ukraine schlägt Frankreich mit 3:1 und löst damit das Ticket fürs Semifinale der U21 EM 2023, in dem es dann am Mittwoch erneut gegen Spanien geht. War die Pausenführung gegen die Bleuets nach starker erster Hälfte der Franzosen noch leicht schmeichelhaft, geht der ukrainische Sieg spätestens nach dem zweiten Durchgang voll und ganz in Ordnung. Nach der Pause rührten die Ukrainer zwar viel Beton an und gestalteten die Partie zunehmend ruppiger, standen defensiv aber extrem kompakt, sodass die U21 der Équipe Tricolore zu keinem Zeitpunkt in eine Drangphase kam. Vom Abseitstor abgesehen glückte den Bleuets kein einziger gefährlicher Abschluss nach der Pause, während die Gelb-Blauen mit einem starken Gegenstoß sogar noch einen dritten Treffer markierten, mit dem die Messe dann gelesen war.

Frankreich probiert es noch einmal, aber die Vorstöße verbleiben einfach ergebnisloses Stückwerk. Offensiv hat die Elf von Sylvain Ripoll seit dem Seitenwechsel wirklich überhaupt keine Ideen mehr. Die Ukraine hat defensiv alles fest im Griff.

Die reguläre Spielzeit ist abgelaufen. Vier Minuten trennen die Ukraine nun noch vor dem Einzug ins Semifinale.

Mit einem weiteren Wechsel nimmt Rotan etwas Zeit von der Uhr. Zhelizko ersetzt den Torschützen Bondarenko. Die Bleuets wirken derweil geschlagen.

Tooor für Ukraine, 1:3 durch Artem Bondarenko
Frankreich macht auf und die Ukraine macht jetzt den Deckel auf die Partie. Nazarenko bedient Bondarenko, der den viel zu passiven Lukeba mit einer einfachen Körpertäuschung im Eins-gegen-Eins überlistet und aus fünf Metern das Leder über den zu passiv aus dem Kasten kommenden Chevalier hinweg ins Netz chippt. Das dürfte es gewesen sein.

Frankreich ist zwar durchaus bemüht, kann aber auch den Schwung aus dem Abseitstor nicht nutzen, um noch einmal eine Schlussoffensive zu starten. Die raren Vorstöße sind für die Ukrainer unterm Strich sehr mühelos zu verteidigen.

VAR-Entscheidung: Das Tor durch E. Wahi (Frankreich) wird nicht gegeben, Spielstand: 1:2
Da ist der vermeintliche Ausgleich, der dann jedoch zurückgepfiffen wird! Nach einer Flanke vom rechten Flügel hat Kalimuendo viel Platz und drückt die Kugel aus sechs Metern per Kopf auf die ukrainische Box. Trubin rettet mit einem bärenstarken Reflex, aber Wahi steht goldrichtig und staubt zum Ausgleich ab. Dann schaltet sich jedoch der VAR ein und weist auf eine Abseitsposition von Kalimuendo zum Zeitpunkt der Flanke hin. Der Treffer zählt folgerichtig nicht.

Gute zehn Minuten bleiben noch und die Espoirs stellen nun auf Doppelspitze um. Cherki macht Platz für den wuchtigen Kalimuendo, der nun den Ausgleich und die damit verbundene Verlängerung erzwingen soll.

Der im ersten Durchgang noch so auffällige Mudryk ist seit geraumer Zeit abgetaucht. Trainer Rotan ersetzt den Chelsea-Spieler deshalb durch Bragaru, der dabei helfen soll, hinten dicht zu machen.

Über den eingewechselten Adli kommt Frankreich immerhin mal wieder zum Abschluss. Wirklich gefährlich ist der Linksschuss aus der Drehung heraus jedoch nicht, der zu flach und zu zentral aufs Tor von Trubin kommt. Der Rückhalt der Ukraine begräbt den Ball sicher unter sich.

Die U21 der Ukraine macht das weiterhin sehr clever und verteidigt inzwischen mit einer Fünferkette alles weg. Die Bleuets wirken ideenlos.

Jetzt reagiert auch Sylvain Ripoll endlich und vollzieht einen Dreifachwechsel. Adli, Gendrey und Wahi sollen für neue Impulse sorgen. Den Bleuets läuft aber ein Stück weit die Zeit davon.

Auch für die Ukraine gibt es jetzt einen vielversprechenden Abschluss, aber auch der eingewechselte Oleksandr Nazarenko, der die Kugel ohnehin über das französische Tor hinweg setzt, steht im Abseits.

Gelbe Karte für Niels Nkounkou (Frankreich)
Jetzt geht Nkounkou zu ungestümt in den Zweikampf mit Sudakov. Es bleibt weiterhin ein sehr fahriges und zu körperbetontes Spiel im zweiten Durchgang.

Jetzt sind die Franzosen mal durch. Im Eins-gegen-Eins scheitert Barcola jedoch an einem bärenstarken Reflex von Trubin. Dann geht allerdings auch die Fahne nach oben. Barcola startete wohl knapp aus einer Abseitsposition heraus, weshalb ein Treffer nicht gezählt hätte.

Simakan muss noch eine Weile auf dem Feld behandelt werden, ehe das Spiel fortgesetzt werden kann. Diese ganzen kleinen Fouls und Nickligkeiten sorgen dafür, dass im zweiten Durchgang absolut gar kein Spielfluss aufkommt. Das nützt im Endeffekt nur den Ukrainern.

Gelbe Karte für Danylo Sikan (Ukraine)
Sikan legt sich den Ball ein Stück zu weit vor, woraufhin Simakan klären will. Der frisch eingewechselte Ukrainer trifft den Leipziger daraufhin hart am Knöchel. Die nächste Gelbe Karte in dem inzwischen sehr ruppigen Spiel.

Ruslan Rotan reagiert zuerst und bringt mit Sikan und Nazarenko nun zwei frische Kräfte.

Gelbe Karte für Khéphren Thuram (Frankreich)
Die Bleuets passen sich dem sehr ruppigen Niveau des zweiten Durchgangs nun an. Thuram packt gegen Bondarenko die Sense aus und sieht dafür ebenfalls die Gelbe Karte.

Gelbe Karte für Kostiantyn Vivcharenko (Ukraine)
Das nächste etwas zu überambitionierte Einsteigen eines ukrainischen Spielers. Dieses Mal ist Pierre Kalulu der Leidtragende.

Bislang ist die Partie im zweiten Durchgang recht festgefahren. Eine Antwort der Bleuets lässt noch auf sich warten, weil die Ukraine defensiv jetzt sehr stabil steht und auch nicht darum verlegen ist, hart zuzulangen, wenn es erforderlich ist.

Gelbe Karte für Dmytro Kryskiv (Ukraine)
Es wird etwas ruppiger. Kryskiv tritt Thuram rustikal um, was ihm nun auch die erste Gelbe Karte der Begegnung einbringt.

Arseniy Batagov räumt Enzo Le Fée ab, aber der fällige Freistoß von Rayan Cherki vom rechten Flügel aus findet im Strafraum der Ukraine keinen Abnehmer.

Die Mannschaften sind zurück auf dem Feld. Wechsel gibt es keine. Weiter geht's mit den zweiten 45 Minuten.

Halbzeitfazit:
Zur Pause liegt Frankreich mit 1:2 gegen die Ukraine zurück, was mit Blick auf den Spielverlauf doch ein leicht schmeichelhaftes Ergebnis ist. Die Franzosen hatten zwar immer wieder sehr passive und statische Phasen in ihrem Spiel, standen defensiv über weite Strecken aber gut und setzten im Spiel nach vorne mehrere Nadelstiche. Die logische Konsequenz war die Führung durch Cherki (19.), die die Ukraine nach einem Foul an Mudryk per Elfmeter egalisieren konnte (32.). Mudryk war es dann auch, der kurz vor der Pause, als die Defensive der Bleuets schon etwas zu früh abschaltete, mit einem Traumpass das zweite Tor von Sudakov einleitete (44.). Mit zwei Schüssen erzielten die Gelb-Blauen damit zwei Tore und stünden beim derzeitigen Zwischenstand im Semifinale.

Tooor für Ukraine, 1:2 durch Georgiy Sudakov
Mit einem sensationellen Pass über 50 Meter findet Mykhaylo Mudryk den im richtigen Moment startenden Georgiy Sudakov, der die Kugel annimmt, Lucas Chevalier locker umkurvt und nur noch im leeren Tor einschieben muss. Die Defensive der Bleuets lässt sich hier geradezu dilettantisch düpieren und ist offenkundig mental schon in der Kabine.

Die Bleuets erhöhen jetzt wieder den Druck. Cherki schickt Barcola, der von der Grundlinie aus die Kugel quer legt. Es ist jedoch kein Mitspieler durchgelaufen, der das Leder im Zentrum verwerten könnte. Die ukrainische Defensiv kann dementsprechend klären.

Barcola macht einen hohen Diagonalball fest, hat dann aber nicht wirklich eine Anspielstation. Vom linken Strafraumeck aus zieht er deshalb einfach mal direkt ab. Zunächst sieht es so aus, als ginge die Kugel deutlich vorbei, die dann aber richtig viel Effet entwickelt und sich noch an den Innenpfosten dreht. Von dort aus prallt das Leder jedoch ins Feld zurück. Glück für die Ukraine.

Cherki greift auf dem rechten Flügel gleich mehrfach in die Trickkiste. Das ganze Hacke, Spitze, eins, zwei, drei ist zwar nett anzusehen, bringt aber nichts weiter ein.

Tooor für Ukraine, 1:1 durch Georgiy Sudakov
Georgiy Sudakov übernimmt beim fälligen Strafstoß, der durch den VAR nach kurzem Check bestätigt wird, die Verantwortung. Er guckt Chevalier klub aus und schiebt unten links zum 1:1-Ausgleich ein, als der französische Torwart sich nach rechts bewegt. Alles wieder offen in diesem Viertelfinale.

Elfmeter für die Ukraine! Mykhaylo Mudryk drückt aufs Gaspedal und geht einfach mal ins Eins-gegen-Eins. Pierre Kalulu fährt den Fuß aus und trifft den Chelsea-Spieler am Knie. Der Schiedsrichter zeigt sofort auf den Punkt.

Oleksiy Sych nimmt auf dem rechten Flügel Fahrt auf, aber alle Anspielstationen sind zugestellt und das Zentrum ist verdichtet. Die Ukraine muss den Angriff abbrechen. Defensiv ist es bislang ein sehr überzeugender Auftritt der Nachwuchskicker der Équipe Tricolore.

Ein abgefälschter Ball landet bei Gouiri, der aus sechs Metern per Kopf den etwas zu weit vor dem Kasten stehenden Trubin mit einer Bogenlampe überspielen will. Der ukrainische Keeper bekommt die Fingerspitzen jedoch ausgefahren und lenkt das Leder über die Latte hinweg. Die anschließende Ecke bringt dann nichts weiter ein.

Mehr oder minder aus dem Nichts erzielen die Gelb-Blauen nun den Ausgleichstreffer, aber sofort geht an der Seitenlinie die Fahne nach oben. Mykhaylo Mudryk zieht von der Strafraumgrenze aus ab, trifft den Ball jedoch nicht richtig, der glücklich bei Dmytro Kryskiv landet. Dessen Treffer aus sechs Metern wird dann allerdings nicht gegeben.

Das Tor spielt den Espoirs nun natürlich in die Karten, die bei ukrainischem Ballbesitz weiterhin sehr tief stehen und nun auf Möglichkeiten lauern können, ins Umschaltspiel zu kommen.

Tooor für Frankreich, 1:0 durch Rayan Cherki
Mit einem starken Angriff übernehmen die Bleues nun die Führung. Le Fée spielt einen absoluten Zuckerpass in den Lauf von Barcola, der wiederum den nachrückenden Cherki sieht. Der könnte es aus 13 Metern direkt machen, verzögert aber clever und legt sich die Kugel dann auf den linken Fuß. Trocken versenkt er aus elf Metern den Ball im rechten unteren Eck. Nichts zu machen für Trubin.

Le Fée steht wieder und Frankreich kann den fälligen Freistoß ausführen, den Cherki aus 23 Metern aber deutlich am ukrainischen Tor vorbei jagt. Keine Gefahr.

Maksym Taloverov räumt Enzo Le Fée mit gestrecktem Bein sieben Meter vor dem eigenen Strafraum ab. Der Spieler der Bleuets bleibt verletzt liegen und muss auf dem Feld behandelt werden. Taloverov hat derweil Glück, für dieses rustikale Einsteigen nicht die erste Gelbe Karte der Partie zu sehen.

Der nächste Steckpass auf Barcola kommt an, aber der Angreifer von Olympique Lyon kann die Kugel nicht kontrollieren. Sych ist zur Stelle und nimmt Barcola den Ball ab.

Rayan Cherki hat auf dem rechten Flügel etwas Platz, aber die Flanke in den ukrainischen Strafraum ist viel zu unpräzise und kommt direkt auf Maksym Taloverov, der resolut per Kopf klärt.

Frankreich steht sehr tief, wodurch die Ukraine sich schwer tut, im Spiel nach vorne Fortschritte zu erzielen. Georgiy Sudakov kann aber zentral die Kugel festmachen und könnte Oleksiy Sych mit einem Pass in die Schnittstelle schicken. Jedoch überpowert er das Zuspiel, sodass sein Mitspieler den Ball erst kurz vor der Grundlinie noch erreicht. Bei der anschließenden Flanke ist die französische Box wieder zu gut besetzt, als dass noch etwas anbrennen könnte.

Die erste Chance der Partie gehört den Bleuets. Barcola ist nach Gouiri-Pass durch, muss es dann aber aus sehr spitzem Winkel direkt machen. Beim Rechtsschuss aus sechs Metern bekommt Trubin rechtzeitig die Beine zusammen. Auch der Nachschuss von Cherki kommt dann zu zentral auf den ukrainischen Torwart, der sicher zupackt.

Bradley Barcola holt bei einem Vorstoß über rechts die erste Ecke heraus. Amine Gouiri führt kurz auf Maxence Caqueret aus, dessen Flanke jedoch am zweiten Pfosten von Oleksiy Sych geklärt wird. Die anschließende Ecke verpufft dann, weil die Flanke von Rayan Cherki zu ungenau ist.

Der Ball rollt in der Cluj Arena. Die Franzosen treten in ihren blauen Trikots über weißen Hosen an. Die U21 der Ukraine ist ganz in Gelb gekleidet. Los geht's.

In bislang acht Länderspielen standen sich die U21-Nationalmannschaften von Frankreich und der Ukraine bislang gegenüber und bei drei Siegen der Bleuets endete die Hälfte aller Aufeinandertreffen bislang remis. Im bislang letzten Aufeinandertreffen vor gut einem Jahr ging es dabei im Rahmen der Qualifikation zur U21 EM heiß her zwischen beiden Teams. Nachdem die Ukraine nach 25 Minuten bereits mit 1:3 zurück lag, meldeten die Gelb-Blauen sich eindrucksvoll wieder zurück und erzwangen am Ende noch ein 3:3.

Nach zwei Zu-Null-Siegen in Folge über Kroatien und Gastgeber Rumänien war die Ukraine schon vor dem letzten Gruppenspiel gegen Spanien sicher fürs Viertelfinale qualifiziert. Umso respektabler war das 2:2-Remis, das die Gelb-Blauen den Spaniern trotz starker Rotation abknöpften. Trainer Ruslan Rotan kehrt heute wieder zu seiner besten Elf zurück und vollzieht dafür gleich neun Wechsel. Lediglich Kostiantyn Vivcharenko und Dmytro Kryskiv stehen erneut von Anfang an auf dem Platz.

Die ukrainische U21-Fußballnationalmannschaft nimmt aktuell zum dritten Mal in der Geschichte an einer U21 EM teil. Nachdem die Gelb-Blauen bei ihrem Debüt im Jahr 2006 auf Anhieb das Finale erreichten, das mit 0:3 gegen die Niederlande verloren wurde, war 2011 in der Vorrunde Endstation. Dieses Mal schaffte die Ukraine mit sieben von neun möglichen Punkten als Zweiter der Gruppe B hinter Spanien die erneute Qualifikation für die K.-o.-Runde.

Im letzten Gruppenspiel feierten die Bleuets am Mittwochabend einen 4:1-Sieg über die Schweiz. Trainer Sylvain Ripoll sieht im Vergleich zu dieser Partie nicht allzu viel Handlungsbedarf, muss allerdings auf die schwere Verletzung von Gladbachs Mano Koné reagieren. Insgesamt sind es zwei Wechsel bei der U21 der Équipe Tricolore: Enzo Le Fée und Mohamed Simakan erhalten den Vorzug vor Loïc Badé (Bank) und Manu Koné (Knieverletzung).

Bei nur einer einzigen der letzten acht Austragungen der U21 Europameisterschaft schaffte Frankreich es über das Viertelfinale hinaus. In diesem Jahr marschierten die Bleuets jedoch sehr souverän mit drei Siegen aus drei Gruppenspielen mit 7:2-Toren durch die Vorrunde hindurch und sicherten sich damit den Gruppensieg. Insgesamt haben „Les Espoirs“ (zu Deutsch: die Hoffnungen) damit nur ein einziges ihrer letzten 19 Länderspiele verloren (13 Siege, fünf Remis).