Damit verabschiede ich mich in die Sommerpause. Danke für die Aufmerksamkeit und bis zum nächsten Mal! 

Für Aarau ist das natürlich eine ganz bittere Erfahrung, wurden sie doch bereits als fast sicherer Aufsteiger gefeiert. Die Enttäuschung gilt es zu verdauen, wird man doch auch im nächsten Jahr ein Wörtchen um den Aufstieg mitreden wollen. Xamax kann nun feiern, wird vor der neuen Saison aber viel zu tun haben, will man nächste Saison eine ruhiger Spielzeit erleben. 

Was für eine Dramaturgie auf dem Brügglifeld! Xamax war nach dem Hinspiel doch eigentlich schon geschlagen, mit einer sehr aggressiven Grundausrichtung kämpfte man sich aber wortwörtlich in diese Begegnung zurück. Viele Foulspiele prägten insbesondere die erste Halbzeit. Von der rauen Gangart angesteckt, liess sich Aarau aus der Ruhe bringen. Ein ärgerlicher Elfmeter brachte dann die Hoffnung auf Seite der Neuenburger zurück. Es folgten zwei Tore nach Ecken. So roch es schon zur Pause nach einem Wunder. 

Doch in der zweiten Halbzeit war Aarau die bessere Mannschaft, spielte wieder mehr sein Spiel und hatte das Geschehen über weite Strecken im Griff. Aus dem Nichts fielt in der 72. Minute das 0:4 und plötzlich begann alles wieder bei Null. Die Aargauer wirkten jedoch nicht nervös, waren auch in der Verlängerung näher an der Entscheidung dran. Xamax lauerte nur auf Konter und schien irgendwie sicher, die Liga auch im Elfmeterschiessen halten zu können. So kam es dann auch. Elsad Zverotic scheiterte als erster Schütze und weil alle Neuenburger souverän verwandelten, bleibt Neuchatel Xamax am Ende, entgegen aller Erwartungen, doch in der Super League! 

Damit hat Xamax das Wunder tatsächlich geschafft. Mit Nerven aus Drahtseil, alle fünf Schützen treffen, wenden die Neuenburger tatsächlich einen 0:4-Rückstand und stossen Aarau in das Tal der Tränen. WAHNSINN! 

Trifft Serey Dié bleibt Xamax in der Super League. Er traf in der 20. Minute und er trifft auch jetzt! Mit Schmackes fliegt der Ball durch die Arme von Nikolic und der Wahnsinn findet sein Ende! 

Karanovic muss nun treffen und er tut dies mit einem satten Schuss in die Mitte!

Nikolic geht wieder in die falsche Ecke! Xamax steht damit vor dem Klassenerhalt!

Misic zeigte eine gute Leistung als Joker und hat jetzt das Glück, dass Walthert seinen Flachschuss nicht neben das Tor lenken kann. 

Corbaz kann auf 3:2 stellen und macht dies mit einer Kopie des Elfmeters von Veloso! 

Nerven aus Stahl: Bürgy schaufelt das Leder unter die Latte, gleicht vorerst aus! 

Treand, der Torschütze zum 0:4 läuft an, schickt Nikolic ins falsche Eck und bringt Xamax wieder in Führung! 

Oliver Jäckle hält dem Druck stand, trifft ins Seitennetz, Walthert war aber wieder in der richtigen Ecke!

Veloso auf Neuenburger Seite lässt nichts anbrennen, trifft satt, sodass Nikolic trotz richtiger Ecke keine Abwehrchance hat! 

Elsad Zverotic läuft als Erster an. Der Routinier verzögert, scheitert mit seinem halbhohen Schuss ins linke Eck aber am stark reagierenden Walthert!

Der FC Aarau wird vorlegen, geschossen wird vor dem Gästesektor. 

Ademi lässt Jäckle beim Kopfballduell auflaufen und so kommt es kurz vor Schluss nochmals zu einem kleinen Rencontre. Dann pfeift Jacottet die Verlängerung ab. Die Dramaturgie erreicht seinen Höhepunkt! 

Das Spiel geht weiter. Bald wird hier eine Entscheidung fallen. 

Pululu ist einfach nicht vom Ball zu trennen, kommt gefährlich in den Strafraum. Die Flanke ist dann aber etwas zu weit und Corbaz kann die Vorlage so nicht nutzen, wird nach einer schwachen Ballannahme im letzten Moment am Abschluss gehindert. So bleibt es beim 0:4, respektive 4:4 über beide Spiele. 

Henchoz nutzt seinen, wegen dem Gang in die Verlängerung erhaltenen, vierten Wechsel und bringt Thibault Corbaz für Routinier Doudin. 

Kaum hat die Verlängerung begonnen, gibt es auf Aarauer Seite den dritten Wechsel. Der unglückliche Schneuwly geht, Karanovic kommt. 

Steigt Aarau auf oder schafft Xamax den Klassenerhalt? In 30 Minuten und einem allfälligen Penaltyschiessen gibt es die Antwort! 

Der Wahnsinn hat seinen Höhepunkt noch nicht erreicht. Xamax hat in einer schwachen 2. Halbzeit genau eine gute Chance und nutzt diese gnadenlos. So fällt die Entscheidung um Aufstieg, Abstieg oder Klassenerhalt erst in der Verlängerung, vielleicht auch erst im Elfmeterschiessen. Xamax verdient für dieses Comeback einen grossen Respekt. Dennoch muss man sich fragen, wie es überhaupt so weit gekommen ist, erspielten sich die Gäste aus dem Spiel doch keine wirkliche Chance, erzielten irgendwie aber trotzdem vier Tore. 

So geht das Barrage-Rückspiel doch tatsächlich in die Verlängerung! Und wir reiben uns verwundert die Köpfe... 

Zweiter Wechsel beim Heimteam: Der heute wirkungslose Maierhofer macht Platz für Frontino, der mit dem heutigen Spiel seine Profi-Karriere beenden wird. 

Und Pululu provoziert mit seinem Tempo gleich die nächste Karte. Giger kommt mit seinem langen Bein zu spät, fährt dem Youngster in die Beine und erhält den gelben Karton. 

Bitterer Moment für Samir Ramizi: Erst in der 62. Minute eingewechselt muss er bereits wieder vom Feld. Pululu kommt für die Schlussphase ins Spiel. 

Die Karten werden weiter munter verteilt. Di Nardo wird nach einem weiteren taktischen Foul verwarnt. Es ist die 10. Karte in dieser Partie. 

Ein Tor, wahrlich aus dem Nichts sorgt für den Ausgleich über beide Spiele! Nicht herausgespielt, sondern irgendwie erzwungen, kommt Ademi im Strafraum an den Ball. Einen kurzen Pass zur Mitte später jagt TREAND das Runde mit viel Kraft ins Eckige! Nikolic hat aus kurzer Distanz gegen diesen satten Schuss ins nahe Eck keine Chance! 

Erster Wechsel beim Heimteam: Peyretti geht, Misic kommt. 

Eines der mittlerweile selten gewordenen Foulspiele des FCA. Bürgy kommt zu spät und muss als aufgerückter Innenverteidiger das taktische Foul ziehen. Kurz nach der Mittellinie muss dieser stehende Ball aber nicht gefürchtet werden. 

Stephane Henchoz versucht hier mit der Hereinnahme von Samir Ramizi das Tempo zu erhöhen. Stossstürmer Gaetan Karlen muss dafür vom Feld. 

So zeichnete sich auch diese Karte ab. Zwar spielt Karlen hier auch den Ball, sein Einsteigen mit gestrecktem Bein war aber doch sehr riskant und deshalb ist die Karte durchaus berechtigt. 

Veloso, ein gelernter Flügel, kommt für Igor Djuric, einem gelernten Innenverteidiger. 

Das Spiel geht weiter und paradoxerweise gibt es einen Wechsel bei Neuchatel Xamax. 

Nach dieser ersten Halbzeit muss man erstmals durchatmen. Aarau wäre momentan zwar noch aufgestiegen, Xamax fehlt jedoch nur noch ein Tor für die Verlängerung. Dies, weil man dem Unterklassigen mit einer sehr harten Gangart den Schneid abgekauft hat. So war das Spiel geprägt von vielen Foulspielen. So unterband man auch die gefährlichen Konter, die Aarau im Hinspiel zum 4:0 verholfen hatten. 24 Foulspiele (je 12) in 45 Minuten und sieben Gelbe Karten (vier davon gegen Aarau) sprechen Bände. So ist Xamax hier nicht zurück im Spiel, weil man ein spielerisches Feuerwerk zündete, sondern dank harter Arbeit. Sinnbildlich dafür sind die Tore, die durch einen Penalty und zwei Eckbälle gefallen sind. Aarau muss diese stehenden Bälle möglichst minimieren oder besser verteidigen, sonst könnte der Traum vom Aufstieg im eigenen Stadion schnell zum Alptraum werden. Klar ist: Man hat hier nun eine Spannung, die vor diesem Spiel wohl nur noch die Wenigsten erwartet hätten. 

Dann ertönt der Pausenpfiff. Nach einer verrückten ersten Halbzeit ist im Brügglifeld plötzlich wieder alles offen! 

Pickel fährt den Arm aus, um zu verhindern überlaufen zu werden. Die siebte Karte, die dritte gegen Xamax ist die Folge. Kein Wunder werden hier also noch drei Minuten drauf gelegt. 

Der Wahnsinn nimmt seinen Lauf: Nikolic wehrt einen Kopfball erst klasse ab, klärt zur Ecke. Diese fliegt dieses Mal auf den ersten Pfosten, dort steigt Ademi am höchsten und nickt zum dritten Tor ein. Was ist den hier los? 

Die nächste Karte gibt es aber nun für Varol Tasar, der seinen Gegenspieler, der notabene nicht am Ball ist, einfach zu Boden reisst. Da hat Jacottet keine andere Wahl als bereits die sechste Gelbe zu zeigen. 

Und jetzt ist der Glaube an ein Wunder wohl spätestens wieder vorhanden! Wunderschön wird die Ecke auf den zweiten Pfosten gezogen, OSS steigt am höchsten und nickt via Boden zum 0:2 ein. 

In Absenz von Nuzzolo übernimmt Serey Dié die Verantwortung und trifft souverän ins tiefe linke Eck, schickt Nikolic in die andere Richtung. 

Giuseppe Leo stellt sich bei einer Hereingabe von der rechten Seite sehr ungestüm an, will den Ball aus der Gefahrenzone dreschen, trifft dann aber nur den Fuss von Karlen, der um Millisekunden früher am Ball war. Da das Foul wohl auf der Linie stattgefunden hat, zeigt Jacottet auf den Punkt. 

Nächste Karte, Zverotic verliert den Ball am gegnerischen Strafraum und beendet den Konter, bevor er beginnen konnte. 

Radikal und richtig unterbindet Leo einen schnellen Angriff der Neuenburger und erhält folgerichtig die Gelbe Karte. Es ist bereits die vierte und es ist noch keine Viertelstunde gespielt. Geht das so weiter, wird diese Partie nicht mit elf Spielern auf beiden Seiten beendet. 

Da dies gleich vor der Aarauer Bank geschehen ist, mischt sich auch Gianluca Frontino ein. Jacottet beruhigt erst die Gemüter und zückt dann auf beiden Seiten einmal Gelb. 

Hier sind Emotionen im Spiel, die im Hinspiel noch gefehlt hatten. Ademi stösst seinen Gegenspieler an der Seitenlinie weg und es kommt zu einem kleinen Gerangel. 

Doudin markiert hier Präsenz, kommt mit gestrecktem Bein bei einem Zweikampf im Mittelfeld zu spät und wird völlig zurecht verwarnt. 

Die Kugel rollt! Darf der FC Aarau vor eigenem Publikum feiern oder gelingt Xamax das Wunder?

Auf beiden Seiten gibt es im Vergleich zum Hinspiel so manche Änderung. Beim FC Aarau rücken die gesperrten Jäckle und Schneuwly wieder in die Startelf. Schindelholz ist nach abgesessener Sperre, genau wie der zuletzt am Knie verletzte Neumayr wieder auf der Bank. 
 

Auch die Neuenburger Startelf wird mächtig durchgewirbelt. So kehrt Igor Djuric in die Mannschaft zurück, nachdem er das Hinspiel wegen Wasser im Knie noch verpasst hatte. Nuzzolo wird durch Karlen ersetzt und auch Pululu, die Leihgabe aus Basel muss vorerst auf die Bank. Dafür spielt Kemal Ademi von Beginn weg, die Neuenburger haben damit zwei physisch starke Stürmer in der Startelf. Dazu kommt die Absenz von Mike Gomes, der Dauerläufer aus Neuenburg ist angeschlagen und muss auf dieses Rückspiel verzichten. 

Es ist nicht vermessen, heute zu sagen, die Neuenburger bräuchten ein Wunder. In der Geschichte der Barrage, in deren neun Duellen zwischen Erst- und Zweitligist gelang es erst einer Mannschaft, einen Rückstand aus dem Hinspiel wett zu machen. Servette konnte nach einer 1:0-Auswärtsniederlage mit einem 3:1 vor eigenem Publikum gegen Bellinzona den Aufstieg 2011 feiern. Keine Statistik, aus der die Neuenburger Mut schöpfen können. Viel eher bedienen sich die Akteure der Neuenburger den Beispielen aus der Champions League mit den Wenden von Tottenham und Liverpool. Sie zeigen, dass im Fussball alles möglich ist. Nach einer 0:4-Heimniederlage auswärts noch die Klasse zu halten, würde die Fussballwunder aus der Champions League aber nochmals übertreffen. 

Lange Zeit wie ein Märchen wirkte auch die Geschichte von Stephane Henchoz bei Neuchatel Xamax. Als Co-Trainer von Michel Decastel war er mit dieser Mannschaft aufgestiegen, wurde in der Rückrunde dann als Chef installiert und schien das Team, welches nach einer schwachen Hinrunde als Abstiegskandidat Nummer 1 gegolten hatte, tatsächlich vor dem direkten Wiederabstieg retten zu können. Die Neuenburger waren das viertbeste Team der Rückrunde. Trotz zuletzt vier Niederlagen in der Meisterschaft war der Optimismus vor der Barrage riesig. Doch dann ging alles schief, was nur hätte schief gehen können und Xamax verlor nicht nur 0:4, sondern auch Captain und Topscorer Raphael Nuzzolo, der wegen einer angeblichen Spuck-Attacke (die auf den Fernsehbildern nur schwer zu erkennen war) mit Rot des Feldes verwiesen worden war. So spricht vor dem heutigen Spiel eigentlich nichts mehr für den Klassenerhalt der Neuenburger. 

Nach dem 4:0-Auswärtssieg steht der FC Aarau kurz vor dem Aufstieg. Dies kommt überraschend, obwohl die Aargauer bereits vor dem Saisonstart zu den Mitfavoriten gezählt hatten. Die Spielzeit begann nämlich mit sechs Niederlagen en suite. Nach elf Spielen stand man mit gerade einmal vier Punkten dar. Es folgte eine schier unglaubliche Aufholjagd, mit einer ersten Krönung am letzten Donnerstag. Dank gnadenloser Effizienz konterte man Xamax in deren eigenem Stadion aus. Heute soll nun der letzten, vermeintlich kleine Schritt gemacht werden. Es wäre eine dieser Geschichten, wie sie halt nur der Fussball schreibt. 

Herzlich Willkommen zum Barrage-Rückspiel zwischen dem FC Aarau und dem Neuchatel Xamax FCS.